Eine Illustration mit grünen Blättern, ein gezeichnetes Häschen oder schlichte Typografie, die Wörter wie „Bio“ oder „nachhaltig“ auf die Packung zaubert: Labels und Siegel gibt es fast so viele wie Unternehmen. Doch welche Siegel und Zertifikate machen auch jenseits des Marketings Sinn? Für wen lohnt sich der Aufwand – und woher wissen Unternehmen, welches Zertifikat für sie das richtige ist?
Zertifikate als strategische Entscheidung
„Viele Unternehmen stehen vor der Frage: Welche Zertifizierung passt zu uns?“, sagt Charlotte Horder, Nachhaltigkeitsberaterin und freiberufliche Projektmanagerin. „Es gibt Zertifikate auf Produktebene wie den Blauen Engel oder Fair Trade, manche die eher prozessorientiert sind wie ISO 14001, und solche, die das gesamte Unternehmen betrachten, wie B-Corp. Wichtig ist, sich zu überlegen, warum man zertifiziert werden möchte. Marketingzwecke allein sollte auf keinen Fall Grund für eine Zertifizierung sein.“
Während Fair Trade oder der Blaue Engel spezifische Umwelt- oder Sozialstandards für einzelne Produkte gewährleisten, setzen Unternehmenszertifikate stärker auf eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie. „B-Corp etwa verpflichtet Unternehmen dazu, Nachhaltigkeit fest in ihrer Satzung zu verankern“, erklärt Horder. „Das ist ein großer Schritt – und macht für Unternehmen Sinn, die wirklich langfristig, holistisch nachhaltig wirtschaften wollen.“
Zertifizierung als gemeinschaftlicher Prozess
„In KMU ohne Nachhaltigkeitsmanager ist das oft sogar wirksamer, eine nachhaltige Strategie aufzubauen“, erklärt Horder. „Denn Nachhaltigkeit betrifft nicht nur eine einzelne Person im Unternehmen. Es ist wichtig, so viele Leute wie möglich ins Boot zu holen.“
Eine erste Bestandsaufnahme können kleine und mittelständige Unternehmen beispielsweise mit dem kostenlosen Tool von B-Lab durchführen. „Das Assessment umfasst über 200 Fragen, die sich auf die fünf Säulen von B-Corp beziehen: Community, Governance, Mitarbeitende, Umwelt und Kunden. Durch diese fünf Säulen zu gehen, bedeutet, verschiedene Bereiche des Unternehmens zu durchleuchten.“ Tools wie dieses helfen dabei, einen Überblick über den Ist-Stand zu gewinnen – egal wie groß oder klein das Unternehmen ist. Um eine Bestandsaufnahme zu machen, setzt Horder dafür drei je zweistündige Termine an, in denen sie mit jeweils möglichst diversen Gruppen aus dem Unternehmen zusammen die verschiedenen Fragen durcharbeitet. Dabei gehe es nicht nur um die Zertifizierung selbst: „Ich habe Unternehmen begleitet, die am Ende gar nicht zertifiziert wurden, aber schon durch den Prozess konkrete Maßnahmen entwickelt haben. Sie bekamen ein Gefühl dafür, welche Aspekte sie genauer anschauen sollten – zum Beispiel die Energieeffizienz ihres Gebäudes oder automatische Lichtabschaltungen, die Implementierung eines Lieferantenkodex oder Whistleblower Klauseln. Solche Details sind besonders wertvoll für Unternehmen, die bisher wenig Berührungspunkte mit Nachhaltigkeit hatten.“
Wie Unternehmen starten können
Der Weg zur Zertifizierung beginnt oft mit einer internen Analyse. „Ein guter erster Schritt ist es, Mitarbeitende zu befragen: Wo stehen wir? Was sollten wir verbessern?“, rät Horder. „Danach kann man Stakeholder einbinden – von Kunden bis hin zu Geschäftspartnern.“
Für KMU sei es sinnvoll, mit kleineren Projekten zu starten. „Es ist okay zu sagen: ‚Wir haben keine Ahnung, wo wir anfangen sollen.‘ Das geht vielen Unternehmen so. Der wichtigste Schritt ist, in den Dialog zu gehen und sich inspirieren zu lassen.“
Es gibt nicht die eine perfekte Zertifizierung – jedes Unternehmen muss den für sich passenden Weg finden. Während Produktzertifikate wie der Blaue Engel gezielt Vertrauen schaffen, helfen Unternehmenszertifikate wie B-Corp oder ISO 14001 dabei, Nachhaltigkeit strukturiert im Unternehmen zu verankern. „Am besten spricht man mit Unternehmen, die bereits zertifiziert sind“, empfiehlt Horder. „Die meisten teilen gerne ihre Erfahrungen. Also: Lasst uns einen Kaffee trinken und darüber reden!“ Und beginnt eine nachhaltigere Zukunft vielleicht schon in der nächsten Mittagspause.
Nachhaltigkeitsmanagement & Unternehmensstrategie
EcoVadis
- Beschreibung: EcoVadis ist eine weltweit anerkannte Plattform, die Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung bewertet. Mit über 150.000 bewerteten Unternehmen in 185 Ländern bietet EcoVadis detaillierte Einblicke in die Nachhaltigkeitsleistung von globalen Lieferketten. Unternehmen nutzen diese Bewertungen, um ESG-Risiken zu managen und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
- Kosten: Variieren je nach Unternehmensgröße, typischerweise mehrere tausend Euro jährlich.
- Sinnvoll für: Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitspraktiken transparent darstellen und ihre Lieferkette nachhaltiger gestalten möchten.
- Mehr Infos: https://ecovadis.com/de/
ISO 14001 (Umweltmanagementsystem)
- Beschreibung: Die ISO 14001 ist eine international anerkannte Norm, die Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem (UMS) definiert. Sie unterstützt Organisationen dabei, ihre Umweltleistung systematisch zu verbessern, Umweltziele zu setzen und rechtliche Vorgaben einzuhalten. Unternehmen können mit der Zertifizierung ihre ökologische Verantwortung nachweisen und ihre Nachhaltigkeitsstrategie stärken.
- Kosten: Zwischen 5.000 und 30.000 EUR, je nach Unternehmensgröße.
- Sinnvoll für: Unternehmen, die ihre Umweltleistung verbessern und oft in der Lieferkette tätig sind.
- Mehr Infos: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/wirtschaft-umwelt/umwelt-energiemanagement/iso-14001-umweltmanagementsystemnorm
EMAS (Eco-Management and Audit Scheme)
- Beschreibung: Das Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) ist ein Umweltmanagementsystem der Europäischen Union, das Organisationen dabei unterstützt, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Es geht über die Anforderungen der ISO 14001 hinaus, insbesondere durch strengere Vorgaben bei der Berichterstattung und regelmäßigen externen Umweltbetriebsprüfungen. EMAS fördert Transparenz und Glaubwürdigkeit, indem teilnehmende Organisationen ihre Umweltauswirkungen offenlegen und von unabhängigen Gutachtern überprüfen lassen.
- Kosten: 10.000 bis 40.000 EUR, je nach Unternehmensgröße.
- Sinnvoll für: Unternehmen mit starkem Fokus auf Umweltmanagement, die in der EU tätig sind.
- Mehr Infos: https://green-business.ec.europa.eu/emas_en
B Corp Zertifizierung
- Beschreibung: Die B Corp-Zertifizierung ist ein international anerkanntes Siegel, das Unternehmen auszeichnet, die hohe Standards in den Bereichen soziale und ökologische Verantwortung, Transparenz und Rechenschaftspflicht erfüllen. Verliehen von der Non-Profit-Organisation B Lab, bewertet die Zertifizierung die gesamte Leistung eines Unternehmens in Bezug auf Governance, Mitarbeiter, Gemeinschaft, Umwelt und Kunden. Um die Zertifizierung zu erlangen, müssen Unternehmen einen umfassenden Bewertungsprozess durchlaufen, der die Implementierung nachhaltiger und sozial verantwortlicher Geschäftspraktiken sicherstellt. Die B Corp-Zertifizierung zielt darauf ab, eine globale Bewegung von Unternehmen zu fördern, die Gewinn und Zweck verbinden, um eine integrativere und nachhaltigere Wirtschaft zu schaffen.
- Kosten: 2.500 bis 50.000 EUR, je nach Jahresumsatz des Unternehmens. Das Gratis Tool (B Impact Assessment) ist frei-verfügbar für jede um ein ‚Bestandsaufnahme‘ machen zu können.
- Sinnvoll für: Unternehmen, die Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in den Mittelpunkt ihrer Marke stellen wollen. Langfristiges streben nach kontinuierlicher Verbesserung. Teil eines Internationales Bewegung und Community sein wollen.
- Mehr Infos: https://www.bcorporation.net/
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex
- Beschreibung: Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein Transparenzstandard für nachhaltiges Wirtschaften, der Unternehmen und Organisationen hilft, ihre Nachhaltigkeitsleistungen vergleichbar und öffentlich zugänglich zu machen. Seit 2011 wird er vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) bereitgestellt und unterstützt vor allem mittelständische Unternehmen bei der Berichterstattung nach ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Der DNK kann freiwillig genutzt werden und dient als anerkannter Rahmen für Nachhaltigkeitskommunikation, unter anderem in Verbindung mit der EU-Taxonomie und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).
- Kosten: Keine direkten Gebühren, aber Ressourcenaufwand für die Erstellung der DNK-Erklärung.
- Sinnvoll für: Unternehmen und Organisationen, die Nachhaltigkeit systematisch in ihre Geschäftsstrategie integrieren und ihre ESG-Leistungen transparent machen möchten.
- Mehr Infos: https://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de
Nachhaltigkeitsbenchmarking für KMU
- Beschreibung: Nachhaltigkeitsbenchmarking für KMUbezeichnet Programme, die es kleinen und mittleren Unternehmen ermöglichen, ihre Nachhaltigkeitsleistung systematisch zu messen und mit anderen Unternehmen zu vergleichen. Ein Beispiel ist das vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) entwickelte Benchmarking-System, das KMU dabei unterstützt, ihre ökonomischen, ökologischen und sozialen Leistungen zu analysieren und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Durch den Vergleich mit branchenspezifischen Kennzahlen können Unternehmen ihre Stärken und Schwächen erkennen und gezielte Maßnahmen zur Steigerung ihrer Nachhaltigkeitsleistung ableiten. Weitere Informationen bietet der Leitfaden des Fraunhofer IPK.
- Kosten: Kosten variieren, in der Regel mehrere tausend Euro, abhängig vom Anbieter.
- Sinnvoll für: Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsleistung kontinuierlich verbessern und mit der Konkurrenz vergleichen möchten.
- Mehr Infos: https://www.ipk.fraunhofer.de/
Produkt- und Dienstleistungszertifikate
Blauer Engel
- Beschreibung: Der Blaue Engelist seit 1978 das Umweltzeichen der Bundesregierung und kennzeichnet besonders umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Es bietet Verbrauchern eine verlässliche Orientierung beim Einkauf und setzt anspruchsvolle Maßstäbe für umweltgerechte Produktgestaltung. Mit über 45 Jahren Bestehen ist der Blaue Engel das älteste Umweltzeichen weltweit.
- Kosten: Zwischen 2.000 und 5.000 EUR, abhängig von Produktkategorie und Umfang.
- Sinnvoll für: Unternehmen, die ihre Produkte als umweltfreundlich positionieren möchten, insbesondere in Deutschland.
- Mehr Infos: https://www.blauer-engel.de/
Fair Trade Zertifizierung
- Beschreibung: Die Fairtrade-Zertifizierung fördert faire Handelspraktiken, insbesondere für Lieferanten aus Entwicklungsländern. Sie stellt sicher, dass Produzenten gerechte Preise erhalten, menschenwürdige Arbeitsbedingungen herrschen und umweltfreundliche Anbaumethoden angewendet werden. Durch die Einhaltung umfassender sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Kriterien trägt die Fairtrade-Zertifizierung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzenten und Herstellenden bei.
- Kosten: Ab 1.500 EUR, variieren je nach Unternehmensgröße und Lieferkette.
- Sinnvoll für: Unternehmen, die faire Produktionsbedingungen und fairen Handel unterstützen wollen.
- Mehr Infos: https://www.fairtrade.net/de-de/Was-ist-Fairtrade/der-fairtrade-ansatz/fairtrade-standards.html
OEKO-TEX Standard 100 für Mode
- Der OEKO-TEX® Standard 100 ist ein weltweit einheitliches, unabhängiges Prüf- und Zertifizierungssystem für textile Roh-, Zwischen- und Endprodukte in allen Produktionsstufen. Produkte mit diesem Siegel wurden auf Schadstoffe geprüft und sind gesundheitlich unbedenklich. Jeder Bestandteil des Artikels, einschließlich Nähgarn, Knöpfe und andere Accessoires, wurde auf über 1.000 potenziell schädliche Substanzen getestet. Je intensiver der Hautkontakt des Produkts ist, desto strenger sind die humanökologischen Anforderungen und Labortests. Die Zertifizierung erfolgt nach weltweit standardisierten Testkriterien und wird mindestens einmal jährlich überprüft.
- Kosten: Die Kosten variieren je nach Unternehmensgröße, Anzahl der zu zertifizierenden Produkte und dem Aufwand der Prüfung. Sie setzen sich in der Regel aus Anmeldegebühren, Prüfkosten und Lizenzgebühren zusammen.
- Sinnvoll für: Textil- und Modeunternehmen, die ihren Kunden garantieren möchten, dass ihre Produkte frei von schädlichen Substanzen sind und somit hohen humanökologischen Anforderungen entsprechen.
- Mehr Infos: https://www.oeko-tex.com/
EU-Bio-Siegel für Lebensmittel
- Beschreibung: Das EU-Bio-Logo kennzeichnet Lebensmittel, die gemäß den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau produziert und kontrolliert wurden. Es garantiert, dass mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau stammen und strenge Vorgaben für die verbleibenden 5 % erfüllen. Das Logo bietet Verbrauchern eine einheitliche visuelle Identität für Bio-Produkte und erleichtert die Identifizierung solcher Produkte innerhalb der EU. Seine Verwendung ist seit dem 1. Juli 2010 für alle vorverpackten Bio-Lebensmittel, die in der EU produziert und verkauft werden, verpflichtend.
- Kosten: Die Kosten für die Bio-Zertifizierung variieren je nach Zertifizierungsstelle, Unternehmensgröße und Kontrollaufwand. Sie setzen sich aus Anmeldegebühren, jährlichen Kontrollkosten und eventuellen Lizenzgebühren zusammen.
- Sinnvoll für: Landwirte, Lebensmittelhersteller und -händler, die ihre Produkte als biologisch ausweisen möchten und Wert auf Transparenz sowie das Vertrauen der Verbraucher legen.
- Mehr Infos: https://agriculture.ec.europa.eu/farming/organic-farming/organic-logo_de
NATRUE-Siegel für Kosmetika
- Beschreibung: Das NATRUE-Siegel ist ein international anerkanntes Label für Natur- und Biokosmetik. Es stellt sicher, dass zertifizierte Produkte hohen Standards entsprechen, beispielsweise durch den Verzicht auf synthetische Duftstoffe, Parabene, Silikone und Inhaltsstoffe aus der Erdölchemie. Zudem garantiert das Siegel, dass die Produkte keine genetisch veränderten Organismen (GVO) enthalten und nicht an Tieren getestet wurden. Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Prüfstellen, die die Einhaltung der strengen NATRUE-Kriterien überprüfen. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen NATRUE-Website.
- Kosten: Die Zertifizierungskosten hängen von Faktoren wie der Anzahl der zu zertifizierenden Produkte, dem Umfang der Prüfungen und der Größe des Unternehmens ab. Sie beinhalten Anmeldegebühren, Prüfkosten und jährliche Lizenzgebühren.
- Sinnvoll für: Kosmetikhersteller, die authentische Natur- oder Biokosmetikprodukte anbieten und dies durch ein vertrauenswürdiges Siegel kommunizieren möchten.
- Mehr Infos: https://natrue.org/de/why-us/was-macht-das-natrue-label-besonders/
Qualitäts- und Prozesszertifizierungen
ISO 9001 (Qualitätsmanagementsystem)
- Beschreibung: Die ISO 9001 ist eine international anerkannte Norm für Qualitätsmanagementsysteme, die Anforderungen zur Verbesserung interner Prozesse und zur Steigerung der Kundenzufriedenheit festlegt. Sie legt den Schwerpunkt auf Kundenorientierung, kontinuierliche Verbesserung, Führungsbeteiligung und einen prozessorientierten Ansatz. Durch die Implementierung dieser Norm können Unternehmen ihre Leistung auf allen Ebenen optimieren und die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen sicherstellen.
- Kosten: Zwischen 1.500 € und 4.500 €, abhängig von Unternehmensgröße und Komplexität.
- Sinnvoll für: Unternehmen, die ihre Prozesse optimieren und die Kundenzufriedenheit steigern möchten.
- Mehr Infos: https://www.tuvsud.com/de-de/dienstleistungen/auditierung-und-zertifizierung/iso-9001
EU-Umweltzeichen (EU Ecolabel) für Elektrogeräte
- Beschreibung: Das EU Ecolabel ist ein freiwilliges Umweltzeichen der Europäischen Union, das Produkte und Dienstleistungen kennzeichnet, die während ihres gesamten Lebenszyklus hohe Umweltstandards erfüllen. Für Elektrogeräte bedeutet dies unter anderem Energieeffizienz, Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit. Das Label garantiert, dass elektronische Displays energieeffizient sind, repariert werden können und nur eine begrenzte Menge an gefährlichen Substanzen enthalten. Zudem müssen die Geräte leicht zu demontieren sein, um die Wiederverwertung von Bauteilen zu erleichtern.
- Kosten: Die Kosten für die Zertifizierung mit dem EU Ecolabel variieren je nach Produktgruppe, Unternehmensgröße und dem Aufwand der Bewertung. Sie umfassen Anmeldegebühren, Prüfkosten und jährliche Lizenzgebühren.
- Sinnvoll für: Hersteller von Elektrogeräten, die ihre Produkte als umweltfreundlich positionieren möchten und damit umweltbewusste Verbraucher ansprechen wollen.
- Mehr Infos: https://environment.ec.europa.eu/topics/circular-economy/eu-ecolabel/product-groups-and-criteria/electronic-equipment
Freiwilliger Nachhaltigkeitsberichtsstandard für KMU (VSME)
- Beschreibung: Der Voluntary SME-Standard (VSME) ist ein freiwilliger Berichtsstandard, der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Europäischen Union dabei hilft, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten und -ziele formal zu dokumentieren. Entwickelt von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG), bietet der VSME einen einheitlichen Rahmen, um die Transparenz gegenüber Investoren, Geschäftspartnern und anderen Stakeholdern zu erhöhen. Der Standard besteht aus mehreren Modulen, die je nach Bedarf kombiniert werden können, um den individuellen Anforderungen der Unternehmen gerecht zu werden. Durch die Anwendung des VSME können KMU ihre Nachhaltigkeitsleistung systematisch erfassen und kommunizieren, was ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt und den administrativen Aufwand reduziert.
- Kosten: Kostenlos, jedoch können Beratungs- oder Implementierungskosten anfallen.
- Sinnvoll für: KMU, die ihre Nachhaltigkeitsleistung dokumentieren möchten, ohne eine teure Zertifizierung zu beantragen.
- Mehr Infos: https://www.efrag.org/en/projects/voluntary-reporting-standard-for-smes-vsme/concluded
KMU Kompass
- Beschreibung: Der KMU Kompass ist ein kostenfreies Online-Tool, das kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) dabei hilft, Sorgfaltsprozesse und Risikomanagement in ihren Lieferketten zu implementieren. Es bietet praxisnahe Anleitungen und Hilfestellungen, um soziale und ökologische Risiken entlang der Wertschöpfungskette zu identifizieren und zu managen. Das Tool gliedert den Sorgfaltsprozess in fünf Phasen: Strategie entwickeln, Risiken analysieren, Maßnahmen ergreifen, Messen und berichten sowie Beschwerden managen. Durch die Nutzung des KMU Kompass können Unternehmen ihre Lieferketten nachhaltiger gestalten und ihrer unternehmerischen Sorgfaltspflicht nachkommen.
- Kosten: Kostenlos, aber es können Kosten für Implementierung und Beratung anfallen.
- Sinnvoll für: KMU, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie aufbauen wollen, aber noch keine umfassende Zertifizierung benötigen.
- Mehr Infos: https://kompass.wirtschaft-entwicklung.de
Schummellabels
Fehlende unabhängige Prüfung
Labels, die keine externen, unabhängigen Kontrollen durch Dritte erfordern, können leicht missbräuchlich verwendet werden.
Unklare Kriterien
Wenn die Anforderungen des Siegels nicht transparent sind, ist schwer nachzuvollziehen, ob tatsächlich ökologische Standards eingehalten werden.
Selbst erfundene Labels
Unternehmen schaffen eigene grüne Siegel, die lediglich Marketingzwecken dienen und keine echte Aussagekraft über Nachhaltigkeit haben.
Keine globale oder nationale Anerkennung
Wenn ein Label nicht von einer anerkannten Institution (wie der EU, ISO, NATRUE etc.) unterstützt wird, kann das ein Indikator für geringe Glaubwürdigkeit sein.
Vage Begriffe
Labels, die Begriffe wie „natürlich“, „umweltfreundlich“ oder „grün“ ohne definierte Standards verwenden, können irreführend sein.
Kurz gesagt
In der Fülle der Labels, Zertifikate und Siegel den Überblick zu behalten, ist gar nicht so leicht. Deshalb hier auf einen Blick:
- Sinnvolle und preiswerte Zertifikate für KMU: ISO 9001, ISO 14001, Blauer Engel, Deutscher Nachhaltigkeitskodex, KMU Kompass, Fair Trade Zertifizierung, Nachhaltigkeitsbenchmarking
- Teure und anspruchsvollere Zertifikate: B Corp, EMAS, EcoVadis
Es hängt also davon ab, wie tiefgreifend Sie das Thema Nachhaltigkeit in Ihre Prozesse integrieren wollen und wie viel du bereit bist, dafür zu tun und zu zahlen. B-Corps oder EMAS sind dabei deutlich weitreichender als ein einzelnes Produkt mit dem Blauen Engel auszeichnen zu lassen. Da diese Labels nicht verpflichtend sind, kannst du selbst entscheiden, welches zu deinem Unternehmen und deiner Zielgruppe am besten passt.