SBRS ist ein Unternehmen mit einer beeindruckenden Historie und einem klaren Ziel: die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. Hervorgegangen ist die SBRS GmbH aus der Pintsch Bamag GmbH, diese aus der Julius Pintsch AG. Die Julius Pintsch AG in Berlin war eines der bedeutendsten deutschen Unternehmen auf dem Gebiet des
Beleuchtungswesens.
Ursprünglich 1843 von Julius Pintsch gegründet, hat sich das Unternehmen von einem Pionier der Gasbeleuchtung zu einem Vorreiter der Elektromobilität und Ladeinfrastruktur entwickelt. 2022 wurde die SBRS GmbH von der Shell Deutschland GmbH übernommen. Auch mit den Herausforderungen einer Integration in den Shell-Konzern bleibt SBRS seiner Vision treu, innovative und nachhaltige Lösungen zu schaffen. Doch wie gelingt es einem mittelständischen Unternehmen, in einem globalen Großkonzern authentisch zu bleiben?
Eine Geschichte des Wandels
Die Wurzeln von SBRS reichen bis ins Jahr 1843 zurück, als Julius Pintsch mit der Produktion von Gaszählern und Gasbeleuchtung begann. Das Unternehmen entwickelte sich rasch und leistete Beiträge zur Beleuchtung von Straßen, Schiffen, Eisenbahnen und sogar des ersten Suezkanals. Bereits in den 2010er-Jahren entwickelte das Unternehmen, das nun unter der Leitung von Andreas Stahl und Stephan Nahmer steht, innovative Ladetechnik für Elektrofahrzeuge. 2017 wurde SBRS innerhalb des Schaltbau-Konzerns ausgegründet, um sich ganz auf Elektromobilität zu konzentrieren. Heute ist SBRS ein führender Anbieter von Ladeinfrastruktur und Projekten im Bereich Elektromobilität, mit großen Installationen unter anderem in Münster, Osnabrück, Kiel, Dresden, Venedig, Brüssel, Wien und Berlin.
Die Verbindung von Tradition und Innovation ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Die Nähe zu Hochschulen wie der RWTH Aachen trägt dazu bei, dass SBRS kontinuierlich am Puls der technologischen Entwicklungen bleibt. Gleichzeitig lässt das Unternehmen sein weitreichendes Know-how aus dem Bahnbereich in Bezug auf Langlebigkeit in seine aktuellen umweltfreundlichen technischen Lösungen mit einfließen.
Nachhaltigkeit als Markenkern
SBRS ist stolz darauf, in allen drei Scopes klimaneutral zu sein. Die drei Scopes des Greenhouse Gas (GHG) Protocols decken die verschiedenen Ebenen von Emissionen ab: Scope 1 umfasst direkte Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen, Scope 2 bezieht sich auf indirekte Emissionen durch zugekaufte Energie und Scope 3 deckt alle weiteren indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette ab. „Wir sind CO2-neutral. Dies ist heute nur möglich, wenn der komplette Verkehr CO2-neutral ist oder eben kompensiert wird“, erklärt Stephan Nahmer. „Der Bezug von Ökostrom ist natürlich auch wichtig.“ Ein Großteil der Emissionen des Unternehmens stammt aus dem Transport von Waren und Mitarbeitenden. Daher setzt SBRS auf Bahn- und Autoreisen innerhalb Deutschlands und vermeidet Flugreisen.
Die Lieferkette von SBRS ist darauf ausgelegt, kurze Wege und Nachhaltigkeit zu fördern. „Wenn wir ein Projekt in Berlin umsetzen, arbeiten wir nicht mit den gleichen Partnern wie z.B. in Kiel. Stattdessen bauen wir regionale Verbindungen auf und setzen auf Mitarbeitende und Partner vor Ort, die wir gezielt ausbilden“, erläutert Andreas Stahl. Trotzdem werden einige Komponenten aus Asien bezogen und dadurch werden weite Lieferketten in Kauf genommen. „Einige asiatische Länder sind aufgrund ihrer Subventionskultur günstiger, die Lieferwege aber lang. Wir wollen versuchen, diese Komponenten mittelfristig durch europäische zu ersetzen“, versichert Andreas Stahl.
Ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist die Zusammenarbeit mit Partnern, die externe Klimaschutzprojekte unterstützten, um verbleibende Emissionen zu kompensieren. „Unser erklärtes Ziel ist es, eines Tages gar nicht mehr kompensieren zu müssen und vollständig emissionsfrei zu arbeiten“, betont Stephan Nahmer. Die Werte der SBRS spiegeln sich sehr gut im Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) wider, der den Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie unterstützt. Nachdem SBRS zu allen 20 DNK-Kriterien und den ergänzenden nichtfinanziellen Leistungsindikatoren ausführlich und stichhaltig berichtet hat, ist die Gesellschaft seit Mitte
2023 beim DNK registriert. Dies zeigt den ehrgeizigen Plan, Nachhaltigkeit nicht nur als Marketingstrategie, sondern als essenziellen Kernwert des Unternehmens zu verankern.
Herausforderungen der Integration in den Shell-Konzern
Dass nicht nur die Betreiber des öffentlichen Personennahverkehres umdenken, zeigt sich auch im ganz großen Stil: Auch große Energiekonzerne wie Shell müssen sich zunehmend neu ausrichten. Mit SBRS hat Shell eine Tochtergesellschaft, die im Kleinen vormacht, was im Großen gelingen muss.
Für den Großkonzern ist der Zusammenschluss ein Schritt in eine nachhaltigere Zukunft – doch für ein mittelständisches Unternehmen kann eine solche Übernahme durchaus auch herausfordernd sein. „Anfangs hatten wir die Befürchtung, dass Shell uns in die Tiefen des Großkonzerns assimiliert“, gibt Andreas Stahl offen zu. „Nach den ersten Blicken hinter die Kulissen konnten wir aber feststellen, dass die Unternehmenskultur ganz anders ist, als wir dachten. Es herrscht ebenfalls eine sehr offene Kultur, in der ein ausgesprochen hoher Wert auf den Menschen, seine Sicherheit und seine individuellen Rechte gelegt wird“, ergänzt er. „Darüber hinaus hatten wir eine sehr kluge Linie, die es uns ermöglichte, unsere Individualität aufrecht zu erhalten.“
Trotz der Eingliederung ist die Unternehmenskultur bei SBRS erhalten geblieben und wurde durch Shell sogar bereichert. „Wir sind ein kleines Unternehmen und Leben eine fast „familiäre“ Kultur. Wir sehen uns nicht als Geschäftsführer, die holistisch auf alles herabschauen. Stattdessen arbeiten wir an allen Themen aktiv mit,“ sagt Stephan Nahmer. Auch Andreas Stahl, der seit 41 Jahren im Unternehmen ist, betont: „Wir sind operativ tätig und können deshalb jedem Mitarbeitenden helfen.“ Diese offene Arbeitsweise macht SBRS einzigartig und ermöglicht es, flexibel und anpassungsfähig zu bleiben.
Die Integration in den Shell-Konzern brachte sehr viele Vorteile. Durch das globale Netzwerk von Shell kann die SBRS ihr Geschäft europäisch ausbauen. „Es ist internationaler geworden, aber unsere Arbeitsweise ist in weiten Bereichen nahezu gleich geblieben“, sagt Stephan Nahmer. Durch die Integration in den Konzern kann SBRS auf die Abrechnungssysteme von Shell („Shell-Tankkarte“) zurückgreifen und so perspektivisch auch die Verknüpfung von öffentlicher Ladetechnik für die LKW-Flotten mit der von privaten
Logistikunternehmen zusammenführen und anbieten. Diese Balance zwischen lokaler Identität und internationaler Reichweite ist ein Schlüssel zum Erfolg. ›
Erfolgsprojekte und Visionen
Die Projekte von SBRS sprechen für sich: In Osnabrück sorgt das Unternehmen für einen mittlerweile fast 100 Prozent elektrischen Busbetrieb, während in Kiel Ladeinfrastruktur etwa für die Hälfte der Busflotte bereitgestellt wird. In Berlin ist SBRS dabei, Ladeinfrastruktur in einem Betriebshof mit der Größe von 13 Fußballfeldern zu schaffen, auf der dann 220 Busse gleichzeitig geladen werden können. Zudem werden 101 Ladestellen an Endhaltestellen im Stadtgebiet errichtet, damit Busse während der Pausen aufgeladen werden können.
Ein weiteres Highlight ist das Engagement im Bereich der LKW-Logistik. „Die Logistik wird den PKW-Bereich abhängen“, prognostiziert Andreas Stahl. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von Elektro-LKWs als Energiespeicher. Fahrzeuge, die den Großteil des Tages in Industriegebieten parken, könnten dazu beitragen, das Stromnetz zu stabilisieren, indem sie überschüssige Energie speichern und bei Bedarf wieder abgeben.
SBRS hat bereits einige innovative Lösungen für den Einsatz von Batterien in Containerterminals implementiert. Die vorhandenen Krananlagen werden in das Ladekonzept der LKWs integriert. Beim Heben der Lasten entnehmen Kräne Energie, beim Absenken wird diese wieder freigesetzt und gespeichert. Die Fahrzeuge werden in Abhängigkeit von der Kranbewegung geladen. Durch diese Technologie wird das Stromnetz entlastet, da der Energiebedarf der Kräne effizienter gedeckt wird. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie SBRS durch technologische Innovationen zur Nachhaltigkeit beiträgt.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
„Kommunale Busbetreiber legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeitskonzepte sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil von Ausschreibungen“, erklärt Andreas Stahl. Während früher fast zu 100 Prozent auf den Beschaffungspreis geachtet wurde, können heute nachhaltige Konzepte unter Einbeziehung der TCO (Total Cost of Ownership) den Ausschlag geben. „In Berlin war dies ein entscheidender Faktor“, fügt er hinzu. Im Bereich der LKW-Logistik sieht SBRS jedoch noch Nachholbedarf. „Hier geht es fast immer ausschließlich um den Preis. Nachhaltigkeit hat bei LKWs noch nicht die gleiche Bedeutung wie bei kommunalen Busbetreibern“, kritisiert Stephan Nahmer. Doch das Unternehmen ist überzeugt, dass sich dies ändern wird.
Die Flexibilität und Innovationsfähigkeit von SBRS sind klare Wettbewerbsvorteile. „Wir wollen die Zukunft der nachfolgenden Generationen nachhaltig verbessern“, betont Andreas Stahl. Diese Haltung unterstreicht den Unterschied zu vielen anderen Marktteilnehmern, die Nachhaltigkeit oft nur oberflächlich umsetzen.
Blick in die Zukunft
Die Vision von SBRS reicht weit über die aktuellen Projekte hinaus. Das Unternehmen plant, seine Präsenz in Europa auszubauen und neue Märkte zu erschließen. Dabei spielen die Zusammenarbeit und Integration in Shell die entscheidende Rolle. Das globale Netzwerk des Konzerns bietet gute Möglichkeiten, das Tätigkeitsfeld für die Marktaktivitäten von SBRS zu erweitern, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren. Zusätzlich zur Expansion fokussiert sich SBRS auf den eigenen technologischen Fortschritt. Die Integration erneuerbarer Energien und die Entwicklung smarter Ladeinfrastrukturen stehen dabei im Mittelpunkt. „Unser Ziel ist es, nicht nur Teil der Energiewende zu sein, sondern diese aktiv mitzugestalten“, sagt Stephan Nahmer. Diese Einstellung macht SBRS zu einem Vorbild für andere Unternehmen.
SBRS ist ein Beispiel dafür, wie ein mittelständisches Unternehmen sich in einen globalen Konzern integrieren kann, ohne seine Werte und Ziele aus den Augen zu verlieren. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit, innovativen Projekten und einer starken Unternehmenskultur zeigt SBRS, dass der Wandel möglich ist. Die Integration in den Shell-Konzern mag eine Herausforderung gewesen sein, doch SBRS hat bewiesen, dass Authentizität und Überzeugung auch in einem Großkonzern ihren Platz haben. „Wir handeln zum Wohle unserer Kinder“, fasst Andreas Stahl zusammen. Und genau diese Haltung macht SBRS zu einem Vorreiter der nachhaltigen Technologie.